
Starkregen und Unwetter
Starkregen bezeichnet große Niederschlagsmengen, die in einem bestimmten Zeitabschnitt niedergehen. Mit steigender Temperatur nimmt die Aufnahmekapazität der Luft von Feuchtigkeit zu, was erklärt, dass Starkregen vermehrt in den Sommermonaten auftritt. Die hohe Intensität der darauffolgenden Regenfälle kann schnell zu ansteigenden Wasserständen, Sturzfluten und Überschwemmungen führen. Überschwemmungen werden neben den hohen Niederschlagsmengen beispielsweise durch Versiegelung, gesättigte Böden oder Rückstau in der Kanalisation intensiviert. Aber auch der abgeschwächte Jetstream kann Tiefdruckgebiete länger über bestimmten Regionen halten, wodurch es lokal zu großen Mengen an Niederschlag kommen kann (DKKV Starkregen Statement; DKKV Newsletter Juni 2021).
Starkregen kann überall auftreten und ist räumlich meist sehr begrenzt. Die Kurzfristigkeit von Starkregen sowie unzureichende Frühwarnsysteme machen eine Vorhersage von Ort und Zeitpunkt der unwetterartigen Regenfälle schwierig. Nichtsdestotrotz warnt der Deutsche Wetter Dienst (DWD) vor Starkregen in 3 Stufen (wenn voraussichtlich folgende Schwellenwerte überschritten werden):
- Regenmengen > 15 bis 25 l/m² in 1 Stunde oder 20 bis 35 l/m² in 6 Stunden (Markante Wetterwarnung)
- Regenmengen > 25 bis 40 l/m² in 1 Stunde oder > 35 l/m² bis 60 l/m² in 6 Stunden (Unwetterwarnung)
- Regenmengen > 40 l/m² in 1 Stunde oder > 60 l/m² in 6 Stunden (Warnung vor extremem Unwetter)
Katastrophale Starkregenereignisse
2021: Die über mehrere Tage anhaltenden und starken Niederschläge, die durch das Tief „Bernd“ verursacht wurden, führten zu starken Überflutungen in weiten Teilen in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalens, sowie in den unterliegenden Gebieten in Belgien und den Niederlanden. In der Region um Köln fielen hierbei binnen 24 Stunden teilweise mehr als 150 Liter Regen pro Quadratmeter, an anderen Stellen wurden über 200 Liter Niederschlag gemessen. Die Überschwemmungen forderten viele Todesopfer und führten zu erheblichen Schäden der Infrastruktur (CEDIM 2021). Mehr Informationen sowie Beiträge des Vorstands und unserer institutionellen Mitglieder finden Sie auf unserer Sonderseite Sturmtief 'Bernd'.
2017: Auch 2017 führten Stark- und Dauerregen vielerorts zum Ausnahmezustand. Starkregen der Tiefs „Rasmund“ und „Alfred“ haben zu Überschwemmung in Berlin und Brandenburg, sowie in den Städten Köln und Moers geführt. Allein diese Unwetterserie hat in der Zeit zwischen dem 20. Juni und dem 2. Juli 2017 Schäden von über einer halben Milliarde Euro verursacht.
2016: Im Mai und Juni 2016 wurden in weiten Teilen Süddeutschlands nach außergewöhnlich starken Regenfällen Bodenabschwemmungen, Sturzfluten und Überschwemmungen ausgelöst. Die Ereignisse forderten mehrere Todesopfer und Schäden in Milliardenhöhe. Allein in Braunsbach wurden über 140 Gebäude stark beschädigt, zehn mussten abgerissen werden. Die Aufräumarbeiten beliefen sich auf mehrere Monate. Allein in Braunsbach schätzt man die Sachschäden auf über 100 Millionen Euro. Mehr zum den Ereignissen 2016 finden Sie in der Newsletter-Sonderausgabe des DKKV im Juni 2016 zum Thema Starkregen.
Nicht nur in Deutschland, sondern weltweit nimmt die Häufigkeit beschriebener Wetterextreme zu. Projektionen lassen vermuten, dass aufgrund des Klimawandels mit einer Zunahme von Starkregenereignissen gerechnet werden muss. Paul Becker, Vizepräsident des Deutschen Wetterdienstes (DWD) warnte bereits in einer Pressemitteilung nach den Ereignissen 2016 vor einer Zunahme zukünftiger Starkregenereignisse. Die Anpassung an den Klimawandel wird daher immer wichtiger - auch für die Katastrophenvorsorge.
Folgend finden Sie weiterführende Informationen, Analysen und Empfehlungen.
Empfehlungen rund um Starkregen
Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) empfiehlt u.a. folgende Maßnahmen:
- Schaffen Sie sich vorab einen Überblick über mögliche Gefahren in Ihrem Umfeld.
- Erstellen Sie einen Notfallplan mit allen Mitgliedern des Hauses und teilen Sie jedem Mitglied bestimmte Aufgaben zu (z.B. Versorgung von hilfsbedürftigen Personen, Kranken oder Haustieren; Lagerung von wichtigen Dokumenten; Erklärung Strom-Hauptschalter und Absperrventile, etc.).
- Versichern Sie nach Möglichkeit Gebäude und Hausrat gegen Schäden, die trotz staatlicher und privater Vorsorgemaßnahmen entstehen können.
- Informieren Sie sich über vorbeugende Maßnahmen für den Schutz von Häusern und Wohnungen. Setzen Sie sich über mögliche Gefahren im Falle von Gewitter, Hangrutschen, Hochwasser, Sturm/Orkan und Sturzfluten in Kenntnis und Nutzen Sie das Informationsangebot des BBK zur Sicherheit rund ums Haus bei jeder Wetterlage. Videos dazu finden Sie hier.
Im Ereignisfall:
- Nutzen Sie die Möglichkeiten, sich über Unwetterereignisse und Unwetterwarnungen zu informieren (z. B. per SMS oder App).
- Schließen Sie alle Fenster und Türen und schalten Sie Strom und Heizungen in gefährdeten Räumen ab.
- Bei Starkregenereignissen können Personenschäden durch herabfallende Äste oder Materialien aufgrund von Sturmböen entstehen. Es ist demnach empfehlenswert, sich vor vor umfallenden Gegenständen zu schützen und Orte zu meiden, an denen derartige Gefahr besteht.
- Gräben, Mulden, Drainagen oder Freiflächen bieten Maßnahmen zur Entwässerung, Reduzieren die Abflussgeschwindigkeit und können eine Zurückhaltung des Regenwassers bewirken. Parken oder stellen Sie diese daher nicht zu.
- Betreten Sie keine überschwemmten (Keller-)Räume oder Tiefgaragen.
- Das Durchschreiten von Sturzfluten sowie das Schwimmen in überschwemmten Straßen sind lebensgefährlich beispielsweise aufgrund gefährlicher Gegenstände im Wasser oder der unterschätzten Fließgeschwindigkeit.
- Wählen Sie bei einem Notfall den Notruf der Feuerwehr (112).
- Weitere Informationen finden Sie im Handbuch "Die unterschätzten Risiken Starkregen und Sturzfluten" für Bürger:innen und Kommunen.
- DKKV-Newsletter: Sonderausgabe Starkregen
- Das länderübergreifende Hochwasserportal informiert über die aktuelle Hochwasserlage
- Hochwasser-Pass
- Mit den Starkregengefahrenkarten der StEB Köln kann die individuelle Gefahrenlage bei Starkregen und Sturzfluten im Raum Köln eingeschätzt werden
- Die Entwicklung von Starkniederschlägen in Deutschland
- Hydro-klimatologische Einordnung der Stark- und Dauerniederschläge in Teilen Deutschlands im Zusammenhang mit dem Tiefdruckgebiet „Bernd“ vom 12. bis 19. Juli 2021
- Das Institut für Meteorologie der FU Berlin und der Verein Berliner Wetterkarte e.V. haben eine Auswertung des Starkregens im Juni 2017 in Berlin und Brandenburg veröffentlicht
- Hydro-klimatologische Einordnung der Starkregenereignisse in Deutschland Juli 2017
- Auswertungen zur meteorologischen Situation Ende Mai/Anfang Juni 2016 Deutscher Wetterdienst (DWD)
- Auswertungen zur meteorologischen Situation Ende Mai/anfang Juni 2016 finden Sie beim Center for Disaster Management and Risk Reduction Technology (CEDIM), einer interdisziplinären Forschungseinrichtung des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT)
Notfall- Apps
- NINA - Notfall-Informations- und Nachrichten-App: NINA warnt deutschlandweit und bei Bedarf standortbezogen vor Gefahren, wie z. B. Hochwasser und anderen Großschadenslagen
- Mit der WarnWetter-App des DWD sind Sie auch mobil immer auf dem neuesten Stand. Die kostenlose App vom DWD versorgt die Einsatzkräfte des Katastrophenschutzes sowie die breite Öffentlichkeit mit wichtigen Hinweisen zur aktuellen Warn- und Wettersituation
- Die amtliche Wasserstands- und Hochwasser-Informations-App "Meine Pegel" liefert Informationen und Warnungen zu mehr als 2.000 Pegeln in Deutschland und verschafft Ihnen so einen schnellen Überblick zur überregionalen Hochwasserlage in Deutschland
Überarbeitet: Juli 2021